Vladislav (12) und Robin (12) sitzen im Raum 34 der KGS und zerreißen Zeitungspapier in kleine Schnipsel. Was sich zunächst nach sinnloser Tätigkeit und Strafarbeit anhört, ist in Wahrheit Teil eines Projektes im Profilunterricht (PU) von Claudia Butzkies, Bauingenieurin und Lehrerin der KGS. “Wir machen im PU Basteln auf hohem Niveau”, scherzt sie, um dann das Projekt des Unterrichts vorzustellen.
“Wir wollen mit Papier und Pappe umfangreiche Aufgaben erledigen und dabei viele Dinge lernen”, erklärt sie. “Das geht vom Basiswissen zu Papier über Statik, also Physik, bis hin zum Bau eines stabilen Stuhles aus Pappe.” Und dabei werden viele Wissensgebiete der Mittelstufengymnasiasten benötigt und beteiligt, denn der PU geht über drei Jahre. “Es ist natürlich bekannt, dass man das am besten behält, was man selbst gemacht hat”, sagt Butzkies. Und deshalb sitzen heute die Siebtklässler hier und befassen sich mit der Papierherstellung. “Wir gehen dabei von der Theorie zur Praxis”, erläutert Ralf Strobach von der Bürgerinitiative Umweltschutz aus Hannover die von ihm gestaltete Unterrichtseinheit am Freitag, 18. November. “Nach der theoretischen Einweisung in Papier und seine Herstellung geht es nun daran, das Material selbst herzustellen.” Deshalb reißen Vladislav und Robin zusammen mit 13 anderen Schülern und Schülerinnen lauter kleine Schnipsel aus Tageszeitungspapier. Denn es wird recycelt.
Zunächst hat die Gruppe untersucht und besprochen, woraus Papier besteht und welche Auswirkungen seine Herstellung hat: Abgeholzte Bereiche, der Erosion preisgegeben, intensiver Wasserverbrauch und –verschmutzung, CO2-Speichervernichtung und viele Dinge mehr. Dann haben sie sich gefragt, wofür man alles Papier im täglichen Leben bewusst und unbewusst nutzt – und was man ohne Papier machen würde. Und gehört, dass jeder Mensch in Deutschland 250 Kilogramm Papier pro Jahr verbraucht.
Nun aber steht die praktische Phase an. Die Schnipsel werden in Wasser aufgeweicht, es entsteht die Pulpe, die dann “entfärbt”, also wieder weiß wird, bevor sie geschöpft und gepresst dann trocknet. Heute geht es einen etwas anderen Weg. Nach dem Auflösen zur Pulpe wird Farbe zugesetzt und das entstehende Papier damit bunt. Dann wird es geschöpft und auf dem Schöpfgitter wird dann ein Bild “modelliert” mit dem verschiedenfarbigen Papier. Das kommt zur Pressung und trocknet anschließend mindestens 24 Stunden. “All das wird heute noch erledigt”, sagt Strobach. Nach bisher 20 Unterrichtsstunden zum Thema des klassenübergreifenden PU wird also jeder Teilnehmer ein fertiges Produkt haben: Handgeschöpftes Büttenpapier aus Altzeitungen zu einem farbenfrohen Bild umfunktioniert.
Die nächste Aufgabe für den PU steht auch schon fest, sagt Butzkies: “Zu Weihnachten werden wir ein Pfefferkuchenhaus bauen. Aber komplett mit Entwürfen und Statik, kein Märchenschloss.” Da dürfte dann sicher manche Pfefferkuchenhexe neidisch werden – und Hänsel und Gretel lassen grüßen. (jph/sehnde-news.de)
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