DDR-Zeitzeuge Thomas Raufeisen zu Gast in der KGS Sehnde
Er habe die Ehre gehabt, zwei grundsätzlich verschiedene Regierungsformen erleben zu dürfen: Am Mittwoch, den 18.07 2012, hielt der DDR-Zeitzeuge Thomas Raufeisen einen etwa 90-minütigen Vortrag
über sein Leben vor etwa 50 Schülerinnen und Schülern der Klassen EP. 1 und 2 sowie deren Lehrern Frau Päivärinta und Herrn Frankenberg.
Aufgewachsen unter normalen Umständen in der Nähe von Hannover, fällt das heile Familienleben von einen auf den anderen Tag zusammen, als Raufeisens Vater unter einem Vorwand mit seiner Familie
in die DDR verreist. Dort entpuppt er sich als Spion der DDR in der Bundesrepublik.
Raufeisen und seine Familie müssen somit von einen auf den anderen Tag das alte Leben aufgeben, stehen vor einem kompletten Neuanfang. Er schildert ausführlich die einschneidenden Erlebnisse,
unter anderem seinen ersten Schulbesuch in der DDR oder den Beginn des
Berufslebens.
Nach und nach musste er sich einem System beugen, dass er nicht kannte und in dem er nicht leben wollte. Immer wieder beteuert er, er sei eigentlich nie Bürger der DDR gewesen, da ihm ein
bestimmter Paragraph im Gesetz verschwiegen worden war. Dennoch wird Raufeisen zwangseingebürgert.
Die folgenden, vom Vater verzweifelt initiierten Fluchtversuche in den Westen scheitern, denn obwohl dieser den Staatsterror langsam bemerkt hat und auch nicht mehr in der DDR bleiben will, ist
seine ehemalige Heimat längst zu einem Gefängnis geworden.
Unter anderem wegen vermeintlicher Fluchtversuche kommt die Familie in das Stasi-Untersuchungsgefängnis nach Hohenschönhausen (Berlin). Danach wird Raufeisen in das Gefängnis Bautzen II verlegt,
wo er drei Jahre inhaftiert wird. Sein Vater wird sogar lebenslänglich eingebuchtet, entgeht nur knapp der Todesstrafe. Er überlebt die Zeit im Gefängnis nicht.
Thomas Raufeisen erzählt eine tragische und wahre Geschichte, ein erschütterndes deutsch-deutsches Leben.
Seine Erfahrungen hat er in dem Buch „Der Tag, an dem Vater uns erzählte, dass er ein DDR-Spion sei“ (Herder-Verlag, 15,- €) niedergeschrieben. (Maximilian Arnhold)
Kommentar schreiben
... (Freitag, 16 November 2012 15:28)
Frau Päivärinta ist cool,sie ist echt nett