Als Jugendbuchautorin Anja Tuckermann an der Kooperativen Gesamtschule Sehnde am 20.11. aus ihrem Buch "Ein Volk, ein Reich, ein Trümmerhaufen" vorgelesen hat, war es mucksmäuschenstill im Raum. Rund dreißig Sechstklässler lauschten mit ernster Miene.
Der Stoff war starker Tobak: Die Trägerin des Deutschen Jugendliteraturpreises 2006 erzählt aus der Sicht jugendlicher Zeitzeugen vom Alltag unter der Diktatur der Nationalsozialisten. So erfuhren die Schüler unter anderem, wie Jungen in der Hitlerjugend zum sogenannten Watschenkampf antreten und sich so lange gegenseitig ohrfeigen mussten, bis einer von ihnen zu weinen anfing.
Um die Jungen "hart zu machen", bekamen sie Angorakaninchen geschenkt, die sie erst eine ganze Zeit lang in einem eigenen Körbchen bei sich tragen durften und dann aber selber schlachten mussten. "Vielen wurde dabei schlecht, einige fielen sogar in Ohnmacht - die waren damals gerade einmal so alt, wie ihr es heute seid", berichtete Tuckermann.
Mit ihren Schilderungen machte die Jugendbuchautorin das wohl dunkelste Kapitel deutscher Geschichte für die Schüler auf persönliche Weise erfahrbar.
An der KGS hörten ihr in mehreren Lesungen 220 Sechstklässler aller Schulformen zu. (haz)