Nano-Teilchen werden schon länger als die kommenden Wunderwerke der Technik bezeichnet, deren Möglichkeiten man noch nicht einmal in vollem Umfang erkannt hat. Dabei hat die Nano-Technik nicht nur an der Autofensterbeschichtung oder der Zahnpasta Eingang in unser Leben gefunden. Viel komplexere Möglichkeiten warten noch auf ihre Entdeckung. Einen ersten Einblick gab es jetzt in diesem riesigen nanoTruck vor dem Rathaus Sehnde.
Eigentlich ist es ja ein Widerspruch, wenn die “Mikrotechnik” der Nano-Teilchen in einem zweigeschossigen Super-Sattelzug daher kommt, aber die Art und der Umfang der Präsentationen benötigen nicht nur Platz, sondern auch viel Raum zum Experimentieren. Dazu waren die Betreiber des Trucks im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Dr. Marco Kollecker und Diplomphysiker Alexander Heusel, nach Sehnde gekommen, um den Schülern der KGS diese Technik vorzuführen. Organisiert hat das Ganze Dirk Ahrens, Fachbereichsleiter an der Sehnder Schule. “Ich hatte bei einer Klassenfahrt mal den Schwestertruck in Husum erlebt und konnte mit Hilfe der Mutter eines Schülers den Kontakt herstellen”, erklärt Ahrens die Idee. Und der Truck sollte eigentlich zu einer anderen Veranstaltung in der Nähe, die jedoch kurzfristig abgesagt wurde. “Deshalb hat der Vorlauf für diesen Besuch auch nur acht Wochen betragen”, sagt Dr. Kollecker. “Sonst dauert es ein Jahr und nur jede dritte Anfrage kann positiv beantwortet werden.” Dabei besucht die Sammlung jedes Jahr rund 80 bis 100 Standorte und ist damit etwa 220 Tage unterwegs.
Ahrens hat die Chance genutzt und für die Schüler von der 7. bis zur 11. Klasse verschiedene zweistündige Workshops und eine Besichtigung arrangiert. Am Donnerstagabend können die interessierten Sehnder zudem die Ausstellung besichtigen und Fragen zu den derzeit kleinsten technischen Teilchen stellen. “Für jede Klassenstufe haben wir dem Alter angemessene Workshops definiert”, erläutert Ahrens die Planungen. Gerade sind 20 Schüler gekommen und werden in die Grundlagen der Nano-Technik eingeführt. Dabei fungiert Heusel nach eigenem Bekunden als “der Erklär-Bär”. Nachdem er mit den Schülern einige Eigenschaften und Möglichkeiten der Nano-Technik erarbeitete hat und verschiedene Effekte, darunter den Seebeck-Effekt, der bei Raumsonden genutzt wird, besprochen hat, geht es an die Aufgabe für den Workshop. “Wir werden jetzt uns jetzt eine Farbstoff-Solarzelle bauen”, so Heusel. “Alles was wir dafür benötigen, ist Hibiskusblütentee, weiße Wandfarbe, eine Glasscheibe und ein Bleistift.” Während ein Teil der Klasse im oberen Stockwerk des Trucks sich gedanklich mit Möglichkeiten der Nano-Technik im Textilbereich auseinandersetzt, beginnt unten die Bastelei und bald fließt der erste Strom – sehr zum Erstaunen der Schüler.
Robert Oelschläger aus Ilten nutzt eine Pause, um sich mit Heusel über diese spannende Technik zu unterhalten. Dabei erfährt er, dass Deutschland in der Welt die dritte Position in der Nano-Technik einnimmt, nach den USA und Japan, und sich dort mit China im Wettstreit befindet. Dazu gehört auch die Graphen-Forschung, die mit rund vier Milliarden Euro jedes Jahr von der EU gefördert wird – und dass Nano-Röhrchen von einem Atom Dicke 20 Mal fester als Stahl sind. Das alles begeistert den Schüler: “Ich interessiere mich generell für Wissenschaft und will mein Abi in den Naturwissenschaften Chemie und Physik machen. Die Nano-Technik interessiert mich daher. Vielleicht werde ich später Maschinenbau studieren”, so der Schüler. Und genau da setzt auch das Konzept des Trucks an, bestätigt Dr. Kollecker. “Junge Menschen für Technik und Wissenschaft interessieren, ihnen Perspektiven aufzeigen und für solche Berufe zu gewinnen.” Und dass das funktioniert, wird gerade in Sehnde wieder bewiesen. (jph/sehnde-news.de)
Von Solarzellen und Superheldenkleidung
Am 24.April um 14Uhr ging es für uns -die EP3 - los in den Nanotruck auf dem Rathausplatz. Wir wussten nicht so recht, was uns erwarten würde; nur, dass es um Nanotechnologie gehen sollte. Doch alle Erwartungen wurden getoppt.
Das Referententeam bestand aus einem Physiker und einen Chemiker, beide waren sehr sympathisch und konnten unsere Fragen gut verständlich beantworten.
Zu Anfang bekamen wir eine Einführung mit einem guten Einblick in die Nanotechnologie, bildlich erklärt mit einigen Beispielen aus diversen Jugendfilmen. Danach wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt: Die eine hatte die Aufgabe, sich Gedanken darüber zu machen, wie man Kleidung wohl mit Nanotechnologie ,,verbessern" könnte. Es ergaben sich dabei sehr viele kreative Ideen, wie z.B. reißfeste Kleidung, die niemals dreckig wird, Strumpfhosen, die niemals eine Laufmasche bekommen und weitere Ideen für robuste Kleidungsstücke. Beim Besprechen unserer kreativen Ideen kam zur Sprache, dass es sogar schon einige dieser Kleidungsstücke tatsächlich gibt! So gibt es z.B. schon Anzüge, die vor Schüssen schützen und keinen Schaden bei einem Messerstich nehmen. Da waren dann doch alle sehr stutzig, worin die Nanotechnologie schon so steckt.
Die zweite Gruppe hat insgesamt 6 kleine Solarzellen mithilfe einfacher Materialien zusammengebaut, darunter waren z.B. ein Bleistift, zwei Glasplättchen, eine Tasse Hibiskus-Tee und jeweils zwei Büroklammern. So haben wir dann unter fachmännischer Anleitung Solarzellen gebaut, die sogar, wie wir selbst testen durften, funktionsfähig waren. Wir stellten uns vor den Nanotruck in die Sonne und schlossen alle Solarzellen in einer Reihe an, sodass wir dadurch sogar Musik abspielen konnten. Insgesamt hat uns der Tag sehr gut gefallen.
(Katharina Huy und Elisabeth Gustke)