Ein Brand in der Kooperativen Gesamtschule Sehnde hat am Donnerstag einen Großeinsatz der Feuerwehr ausgelöst. Mehr als 150 Feuerwehrleute kämpften gegen die Flammen, erst um kurz vor 22 Uhr war
das Feuer gelöscht.
Neben zahlreichen Ortswehren mit insgesamt 35 Fahrzeugen rückte am Abend auch die Berufsfeuerwehr Hannover an, um mit speziellen Rettungssägen die Dachkonstruktion zu öffnen, da sich dort immer
wieder Glutnester entzündet hatten. Der Brand war in einem Klassenraum eines Nebengebäudes ausgebrochen und griff auf das Dach über, sagte Michael Schulz, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr
Sehnde.
Der Schaden an dem Nebengebäude ist enorm, KGS-Leiter Carsten Milde sprach am Abend von einem möglichen Totalschaden. Die Schule fällt für alle 1700 KGS-Schüler am Freitag aus, eine Notbetreuung
ist eingerichtet. Am Freitagvormittag wollen sich Experten das Gebäude ansehen und unter anderem messen, ob bei dem Brand Schadstoffe freigesetzt wurden. Das würde möglicherweise eine längere
Unterrichtspause in der Schule bedeuten. Zudem soll ein Krisenstab aus Schulleitung, Feuerwehr, Ordnungsamt und dem Bürgermeister eingerichtet werden, der dann über das weitere Vorgehen berät,
sagte Feuerwehrsprecher Schulz.
Der Hausmeister der KGS hatte um 16.54 Uhr die Feuerwehr alarmiert, nachdem zwei Reinigungskräfte den Brand kurz zuvor entdeckt hatten. Die beiden Frauen atmeten offenbar Rauchgase ein und wurden
von Rettungswagen mit dem Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gebracht.
Als die Einsatzkräfte wenige Minuten nach der Alarmierung vor Ort eintrafen, schlugen die Flammen nach Angaben von Feuerwehrsprecher Schulz bereits aus den Fenstern. Der Rauch war zu diesem
Zeitpunkt bis Lehrte und Hannover zu sehen. Wegen der Hitzeentwicklung waren die Verkleidung und die Fensterrahmen aus Kunststoff bereits geschmolzen. Die Anwohner der Schule sollten wegen der
Rauchentwicklung Fenster und Türen geschlossen halten, die Bundesstraße 65 war für den Verkehr über Stunden gesperrt. Angesichts des Ausmaßes des Feuers rückten auch die Einsatzkräfte aus
Rethmar, Ilten und Wassel zur KGS aus, zudem wurde eine zweite Drehleiter aus Lehrte angefordert.
Dank der schnellen Unterstützung mit den Drehleitern gelang es den Rettern zunächst, ein Übergreifen der Flammen auf andere Räume – vor allem im Hauptgebäude – zu verhindern. Um Glutnester zu
entdecken, untersuchte die Feuerwehr das Gebäude mit Wärmebildkameras. Nach etwa einer Stunde loderten einige der bereits gelöschten Zwischendecken allerdings wieder, sodass ein zweiter
Klassenraum in Brand geriet.
Unklar ist, weshalb das Feuer in einem Klassenraum im ersten Obergeschoss eines Nebentraktes ausbrach. In dem sogenannten O-Trakt der Sehnder KGS werden nach Angaben von Schulleiter Carsten Milde
14 Klassen der Jahrgänge 5 und 6 unterrichtet. Außer normalen Klassenräumen beherbergt der Anbau im Erdgeschoss auch Fachräume für Werken, Chemie, Physik und Kunst. Sie wurden durch das
Löschwasser vollständig geflutet. Das Wasser lief von dem Anbau auch auf die sogenannte Schulstraße, das Herzstück der KGS, von dem die einzelnen Unterrichtstrakte abzweigen.
Wegen der Schäden entschied die Schulleitung gegen 18 Uhr, dass der Unterricht für alle 1700 KGS-Schüler am Freitag ausfällt. Der neue Schulleiter Carsten Milde versuchte mit seinem Team,
notwendige Materialien und Daten zu retten – um Schüler, Eltern und Lehrer informieren zu können. Milde und seine Stellvertreterin Sandra Heidrich versuchten, während die Feuerwehr noch löschte,
von einem Büro in der abseits des Schulgebäudes gelegenen Mensa den Notfall zu managen. Unter anderem mussten sie die für Donnerstagabend anberaumte Jahresversammlung des KGS-Födervereins absagen
und die Notbetreuung für die Schüler organisieren. Milde und Heidrich hatten ihre Ämter erst vor gut einem Monat übernommen. Zum Halbjahreswechsel hatte die langjährige Schulleiterin Helga
Akkermann die KGS verlassen.
Schaulustige und auch viele Feuerwehrleute waren angesichts des verheerenden Brandes geschockt. "Immer wieder trifft es unsere KGS", sagte ein Sehnder Feuerwehrmann kopfschüttelnd. Tatsächlich
ist die Schule in den vergangenen oft in den Schlagzeilen gewesen. Im Sommer 2013 zertrümmerte der schwere Hagelsturm weite Teile des Dachs. Im vergangenen Jahr musste die Stadt einen
siebenstelligen Betrag in die Sanierung eines Flachdachs stecken. Dabei gab es auch einen schlimmen Zwischenfall. Ein Unbekannter kletterte nachts auf das Dach und hieb mit einer Axt große Löcher
in die gerade neu verlegte Dachhaut. Darüber hinaus war die KGS in den vergangenen fünf Jahren siebenmal das Ziel von Einbrechern - zum vorerst letzten Mal vor rund zwei Wochen. Sehndes
Bürgermeister Carl Jürgen Lehrke, selbst seit vielen Jahren freiwilliger Feuerwehrmann, war angesichts des Brandes fassungslos. "Das ist verheerend", sagte er. Als bei ihm der erste Alarm "Feuer
an der KGS" einging, habe er noch an einen "brennenden Müllcontainer" gedacht, sagte er. Trotzdem habe er sich sofort dazu entschieden, selbst mit auszurücken. Schon auf der Anfahrt zum
Einsatzort habe er gewusst, dass er sich mit dieser Einschätzung gewaltig getäuscht hatte.
(HAZ/Achim Gückel (mit: frs/jki/bis))