Unpünktliche Busse, kaum Fernstraßen, nirgendwo Berge, kein Schnee – aber vier Kühe auf einen Einwohner: Gegensätzlicher können Land und Leute in Uruguay im Vergleich zu Deutschland nicht sein. Dennoch pflegt die Kooperative Gesamtschule Sehnde einen Austausch mit der deutschen Schule in der Hauptstadt Montevideo.
Die vor fünf Jahren aus der Taufe gehobene Initiative liegt quasi auf der Hand, nachdem die ehemalige KGS-Gymnasialzweigleiterin Heidi Forneck-Schulz nach Südamerika an die deutsche Schule in Montevideo wechselt. Zu einer offiziellen Schulpartnerschaft der KGS - wie mit zwei Schulen in Spanien – hat es laut Aussage des stellvertretenden Schulleiters Markus Dippel zwar nicht gereicht. Aber das Interesse Sehnder Jugendlicher, die bei Stefan Sippel Spanischunterricht haben, an dem Austausch hat zu regelmäßigen Besuchen und Gegenbesuchen geführt – ein durchaus kostspieliges Unterfangen, wenn man allein die Flugkosten von mehr als 1.000 Euro betrachtet.
Im Sommer 2015 waren Lisa Wegner aus Ilten und Luise Heim aus Höver für sechs Wochen in Uruguay. Beide berichten im Rückblick nicht nur von „Bussen, die kommen, wann sie wollen“, sondern auch
nach deutschem Verständnis von ungewohntem Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern. Beide Seiten würden sich beispielsweise mit Vornamen ansprechen und mit Küssen auf die Wangen begrüßen,
während man sich hierzulande höchstens die Hände schüttelt.
Lisas und Luises Gäste Victoria Lago und Tamara Eberl sind seit Mitte Januar mit einer Gruppe von insgesamt 40 Schülerinnen und Schülern aus Montevideo in Deutschland. Beide haben schon einige
touristische Attraktionen der Bundesrepublik gesehen, ehe sie - während eines Teils ihrer dreimonatigen Sommerferien - nach Sehnde kamen und am Unterricht in der KGS teilnahmen. Beide sprechen
bereits ausgezeichnet deutsch, das schon in dem der Schule angegliederten Kindergarten und auch in der Grundschule gelehrt wird. Die beiden 16-Jährigen wollen in ihrer Heimat auch das deutsche
Abitur ablegen, um dadurch vielleicht später in Europa studieren zu können.
Die beiden Jugendlichen, die sich nach eigenen Angaben „auf Schnee und Kälte“ in Deutschland vorbereitet haben, bleiben bis zum 7. März. Von Sehnde aus wurden noch weitere Ausflüge in mehrere
große Städte und an die Ostsee geplant. Dafür und für die sonstige logistische Unterstützung sprach Spanischlehrer Stefan Sippel, vor seinem Wechsel 2006 an die KGS unter anderem Deutschlehrer in
Argentinien, den gastgebenden Eltern ein besonderes Lob aus. Die Schule könne nämlich eine angemessene Betreuung während des Aufenthaltes der Mädchen aus Uruguay nicht leisten. (Horst-Dieter
Brand/Marktspiegel)