Wer als Lehrer und gleichzeitig als professioneller Schauspieler unterwegs ist, steht möglicherweise irgendwann vor der Situation, an der eigenen Schule zu spielen – wie Thiemo Fröhlich. Der Musiker, Schauspieler und KGS-Lehrer stand jetzt im Forum mit Patrick Süskinds Stück „Der Kontrabass“ auf der Bühne.
Es war tatsächlich kein Auftritt wie jeder andere, den Fröhlich am Sonnabend absolvierte. Er sei zwar nicht nervös. „Aber es ist schon ein spannendes Gefühl“, verriet der Musik- und Mathematiklehrer an der Kooperativen Gesamtschule Sehnde vor dem Auftritt. Das war verständlich, denn im Publikum im gut gefüllten Forum saßen neben dem üblichen Theaterpublikum auch Kollegen von Fröhlich und nicht wenige seiner Schüler. „Normalerweise spiele ich vor einem anonymen Publikum“, meinte er. „Das ist heute anders.“
Lob bekam er vom veranstaltenden Kulturverein: „Wir hatten noch nie so viele junge Leute im Publikum“, sagte Angelika Thomaier erfreut. Es war wohl auch dieser Zuschauergruppe geschuldet, dass Jörg Baumgarten, der zweite Vorsitzende des Vereins, in seiner Begrüßung darauf hinwies, dass das Stück im Jahr 1980 spiele. „Deswegen kommen darin Schallplatten und die D-Mark vor.“
Vor allem aber kam darin viel Text vor. Süskinds Einakter ist der fesselnde Monolog eines Orchestermusikers, der sein Instrument, den Kontrabass, ebenso hasst wie Dirigenten und Richard Wagner. Fröhlich zeigte auf der Sehnder Bühne einen zu kurz gekommenen Menschen, der in der Mitte seines Lebens eine bittere Bilanz zieht, dabei die Schuld jedoch vor allem bei anderen sucht. Es ist, als hätte Süskind vor 35 Jahren den modernen Wutbürger vorhergesehen. Der Schauspieler, Pädagoge und studierte Kontrabassspieler Fröhlich porträtiert einen Verlierer der Gesellschaft, der die Gründe dafür aus sich auslagert und so einen Weg aufzeigt, auf dem Faschismus gedeihen kann. (Schütz/HAZ)