Jugendliche der Sekundarstufe II bearbeiten Aufgaben – und lernen nebenbei Berufe kennen
Nach dem Abitur geht es ins Studium, oder? Dass es andere attraktive Wege in den Beruf gibt, haben Schüler einer Klasse der Kooperativen Gesamtschule Sehnde im vergangenen halben Jahr erfahren. Die Jugendlichen aus dem elften Jahrgang haben in Kleingruppen jeweils für eine Firma in der Region eine Fragestellung bearbeitet. Das Ganze lief im Projekt „Digitale Lernallianzen“, das mehr Berufsorientierung in die Sekundarstufe II bringen will.
Die Firmen stellen den Schülern dabei eine Aufgabe, deren Lösung das Unternehmen tatsächlich interessiert. „Wir wollen Einblick in unsere Arbeit geben. Gleichzeitig hoffe ich, dass ein paar Schüler sich vielleicht für eine Ausbildung oder ein duales Studium bei uns entscheiden“, sagt Carolin Elseg vom Maschinenhersteller Krauss-Maffei.
Am Montag haben die Jugendlichen ihre Arbeit im Forum der KGS vor weiteren Schülern der Oberstufe vorgestellt. Meist ging es darum, dass die Firmen lernen wollten, wie sie besser mit jungen Leuten in Kontakt kommen. Eine Gruppe um die Schüler Albina, Leon und Jonas hat untersucht, wie die Teraske Ortho Reha GmbH ihren Social-Media-Auftritt verbessern kann. Dazu machten die Schüler eine Umfrage unter Jugendlichen und arbeiteten konkrete Vorschläge inklusive Posting-Plan aus. Die Firma setzt das jetzt tatsächlich zum Teil um.
„Wir haben sehr viel Austausch mit den Mitarbeitern gehabt“, sagt Elftklässlerin Albina. Nur der Abstand zwischen den Meetings war ihr manchmal zu lang. Zum Auftakt lernten die Schüler das jeweilige Unternehmen bei einem Besuch kennen und kamen mit Azubis, eventuell dualen Studenten und Mitarbeitern ins Gespräch. In einem Workshop erfuhren sie außerdem Wichtiges für die Projektarbeit.
„Die Schüler waren im stetigen E-Mail-Austausch mit ihren Kontaktpersonen in der Firma. Dabei lernten sie nebenbei, wie man das außerhalb der Schule korrekt macht“, berichtet Lehrerin Jasmin Lenz. Es gab außerdem Zoom-Meetings mit den Firmen. Lenz begleitete ihre Klasse E4 durch das Projekt, das jede Woche im Fach Politik/Wirtschaft Thema war.
Die Handwerkskammer Hannover mit ihrer Projekt- und Servicegesellschaft hat das berufsorientierende Projekt „Digitale Lernallianzen“ entwickelt, Region Hannover und Bundesagentur für Arbeit finanzieren es. Seit dem Start 2019 hätten manche Firmen sich bereits mehrmals beteiligt, berichtet Anna-Lena Langelotz von der Handwerkskammer.
Beim ersten Durchgang an der KGS Sehnde haben auch die Versicherung VGH, die Klinik Wahrendorff und die Hochschule Hannover (HsH) mitgemacht. „Die meisten Schüler denken beim Studium ausschließlich an die Universität“, sagt Doris Schmidt von der HsH. Studiengänge an der Fachhochschule bereiteten dagegen oft viel stärker auf die Praxis vor. „Wir informieren, damit Schüler den für sie richtigen Weg einschlagen.“
(Bärbel Hilbig/haz)